Wissenschaftlich validiert und für gut befunden!
Was ist das überhaupt: mentale Fitness?
Mentale Fitness ist die Fähigkeit, mit den Herausforderungen des Lebens auf eine sinnvolle und produktive Weise umzugehen und selbst unter Druck gelassen und souverän zu bleiben. Es geht darum, Denkmuster und Verhaltensweisen zu entwickeln, die uns stärken, statt uns zu behindern.
Was sind Denkmuster?
Denkmuster sind wiederkehrende, automatische Gedanken, die uns in bestimmten Situationen durch den Kopf gehen. Oft laufen sie so schnell ab, dass wir sie gar nicht bewusst wahrnehmen. Hier sind ein paar Beispiele, die viele von uns kennen:
„Ich darf keinen Fehler machen, sonst denken die anderen, ich bin unfähig.“
„Warum hat sie meine Nachricht nicht beantwortet? Habe ich etwas falsch gemacht?“
„Das wird sowieso nicht klappen. Warum sollte ich es überhaupt versuchen?“
In der Psychologie nennt man diese Denkmuster auch Glaubenssätze. Diese sind extrem belastend und selbstlimitierend. Sie beeinflussen, wie wir uns fühlen und wie wir handeln. Sie beeinträchtigen unser Selbstwertgefühl und schüren Selbstzweifel, so dass wir uns weniger zutrauen und nicht selten hinter unseren Möglichkeiten bleiben.
Was sind Verhaltensmuster?
Verhaltensmuster sind die typischen Reaktionen, die wir in bestimmten Situationen zeigen – oft ohne groß darüber nachzudenken. Auch sie sind uns nicht immer bewusst. Hier ein paar Klassiker:
Perfektionismus
Du arbeitest an einer Aufgabe so lange, bis sie „perfekt“ gelöst ist, selbst wenn das gar nicht nötig ist, und verlierst dabei viel Zeit und Energie.
Vermeidung
Du schiebst schwierige Gespräche oder Entscheidungen vor dir her, weil du Angst hast, etwas falsch zu machen, jemanden zu enttäuschen oder zu scheitern.
Anpassung
Du sagst ständig „Ja“, auch wenn es dich überfordert, weil du anderen gefallen möchtest und glaubst, nur so Anerkennung und Zuneigung zu bekommen.
Solche Muster entstehen oft aus Erfahrungen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben. Sie sind uns vertraut und geben uns kurzfristig ein Gefühl von Sicherheit oder Zugehörigkeit, kosten uns aber langfristig Energie und hindern uns daran, unser volles Potenzial zu entfalten. In der Psychologie werden derartige Verhaltensmuster als frühkindliche Selbstschutz-Strategien bezeichnet. Nur dass sie uns heute als Erwachsene nicht mehr schützen, sondern uns sogar schaden können.
Das Ziel von mentaler Fitness ist es, unsere destruktiven Denkmuster und Verhaltensweisen bewusst zu erkennen und zu hinterfragen. So können wir sie Schritt für Schritt verändern und dauerhaft durch konstruktive, stärkende Muster ersetzen.
Körperliche oder mentale Gesundheit? Beides!
Lange ging man in westlichen Kulturen davon aus, dass Körper und Geist relativ unabhängig voneinander existieren und es entsprechend physische/somatische oder psychische/mentale Symptomatiken gibt.
Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Körper und Geist eine Einheit sind. Sie interagieren permanent und beeinflussen sich auf vielfältige Weise. Das meiste davon läuft unbewusst und von uns gänzlich unbemerkt ab. Die Folgen allerdings spüren wir deutlich - ohne um ihren Ursprung zu wissen.
mentale Fitness verbindet Körper und Geist
Unser Körper ist ein wahrer Meister darin zu erkennen, was uns gut tut, und was nicht. Nur haben wir oft verlernt, seine Signale wahrzunehmen - oder noch schlimmer, haben sogar gelernt, sie zu ignorieren (oder mit Schmerzmitteln, Nikotin, Alkohol etc. zu dämpfen). Dass das auf Dauer nicht gesund sein kann, versteht sich von selbst.
Die Stärkung unserer mentalen Fitness schärft unser Bewusstsein für die Signale unseres Körpers. Mit mentaler Fitness gelingt es uns, seine Botschaften nicht nur zu bemerken, sondern auch zu verstehen - und entsprechend zu handeln.
Mentale Fitness fördert unsere körperliche Gesundheit
Das Geniale daran: Mentale Fitness wirkt präventiv, indem sie uns grundsätzlich belastbarer macht. Und sie unterstützt uns akut, wann immer wir unter Druck geraten oder besonderen Herausforderungen begegnen.
Das funktioniert wie bei der körperlichen Fitness: Je körperlich fitter, desto ausdauernder und stärker sind wir. Uns geht nicht so schnell die Puste aus, wir können mehr leisten und erholen uns nach Anstrengungen schneller.
Es kommt noch besser: Mentale Fitness stärkt ebenso wie körperliche Fitness nachweislich unser Immunsystem. Das ist letztlich nicht überraschend: Weniger Stress bedeutet weniger Stresshormone wie z. B. Cortisol, die unser Immunsystem schwächen können.
Auch stabile und erfüllende Beziehungen wirken wie ein Schutzfaktor: Positive soziale Kontakte reduzieren Stress, fördern Wohlbefinden und stehen nachweislich im Zusammenhang mit einer stärkeren Immunfunktion.
Unser Immunsystem profitiert außerdem davon, wenn wir dank mentaler Fitness auf ungesunde Strategien zum “Runterkommen oder Relaxen“ wie regelmäßigen Nikotin- oder Alkoholkonsum oder stressbedingte Naschereien verzichten.
Und: Sinkt unser Stresspegel, schlafen wir besser - was nicht nur das Immunsystem stärkt, sondern unserem Körper insgesamt zugute kommt.
Wie funktioniert "mentales Fitness-Training"?
Aus der Neurowissenschaft ist bekannt, dass sich Gehirnzellen, die gleichzeitig aktiv sind, miteinander vernetzen (Hebb’sches Gesetz: „Cells that fire together, wire together“). Das bedeutet, dass wir durch gezieltes Training bewusst neue neuronale Netze bilden können. Diese ersetzen die alten, ungesunden Muster.
Das verdeutlichen wir gerne mit einem Bild:
Stell Dir zwei Wege vor. Der erste Weg ist breit und leicht zu begehen, Der zweite ist zugewachsen und scheint schwer passierbar.
Welchen Weg würdest du wählen? Vermutlich den leicht zugänglichen Weg. Das ist auch der Weg, den unser Gehirn automatisch bevorzugt. Denn unser Gehirn ist gerne effizient und vermeidet Anstrengungen. Das ist in den allermeisten Fällen auch sehr sinnvoll – nur in Bezug auf unsere selbstschädigenden Denk- und Verhaltensmuster leider nicht.
Wie können wir das ändern? Mit gezieltem Training!
Gezieltes mentales Training sorgt dafür, dass neue hilfreiche Netzwerke in unserem Gehirn entstehen, die die alten, destruktiven Netzwerke schwächen. Je besser das gelingt, desto wahrscheinlicher ist es, dass du auch unter Druck und Anspannung automatisch (ohne darüber nachzudenken) auf diese hilfreichen Netzwerke zurückgreifst.
Letztlich ist es ähnlich wie bei der körperlichen Fitness: Kommst du bereits beim Treppensteigen aus der Puste oder kannst du dich auch beim 10-km-Lauf nebenbei noch locker unterhalten?
Also: Bleibst du auch unter Stress gelassen? Reagierst du auf Sticheleien souverän? Weißt du, was du kannst, und hast Zutrauen in dich? Kennst du deine Bedürfnisse und achtest du sie? Sorgst du dafür, dass andere deine Grenzen respektieren? Und wie steht es eigentlich um deine Wertschätzung für dich selbst?
Je fitter du bist, desto belastbarer bist du. Das gilt körperlich wie geistig!
Wie gut kennst du dich?
Viele von uns kennen ihre ungesunden Muster noch gar nicht, andere haben ggf. eine erste Ahnung und manche wissen zwar genau, wie und wo sie sich sabotieren … aber nicht, wie sie aus diesen selbstschädigenden Mustern dauerhaft ausbrechen können.
Hier setzt mentales Fitness-Training an. Es hilft uns:
1. unsere ungesunden Muster zu erkennen und
2. sie langfristig zu überwinden, damit wir unsere wahren Stärken entfalten können.
Ein Beispiel: Vielleicht kennst du jemanden, der unglaublich liebevoll und fürsorglich ist. Das ist eine wunderbare Eigenschaft! Aber wenn diese Person ihre eigenen Bedürfnisse dabei vergisst, kann das langfristig problematisch werden. Ziel ist es, die Stärke – in diesem Fall das Liebevolle, Fürsorgliche – zu bewahren, ohne sich selbst dabei zu verlieren.
Mental Fit zu sein heißt: die eigenen Bedürfnisse und Werte zu kennen, ihnen entsprechend zu handeln und mit Belastungen, Veränderungen und Emotionen souverän umzugehen.
Ist mentale Fitness egoistisch?
Ganz im Gegenteil: Nur wer sich selbst kennt und in der Lage ist, entsprechend seiner Bedürfnisse und Werte zu handeln und die eigenen Grenzen zu wahren, kann wirklich und wahrhaftig für andere da sein. Es ist wie im Flugzeug: Wer sich bei Druckabfall nicht zuerst die Sauerstoffmaske aufsetzt, kann in sehr absehbarer Zeit niemandem mehr helfen. Oder anders formuliert: Geht es dir gut, kannst du auch anderen Gutes tun.

